Paderborns Trainer Steffen Baumgart zieht nach Abschluss der Zweitliga-Hinrunde eine positive Bilanz
Der Absteiger ist wieder auf Kurs
Paderborn -
Nur drei Tage liegen beim SC Paderborn 07 in dieser Saison zwischen dem letzten Hinrundenspiel und dem Auftakt zur Rückrunde. Zeit für ein Zwischenfazit nimmt sich Steffen Baumgart trotzdem.
Von Matthias ReichsteinUnd das fällt beim Trainer des Fußball-Zweitligisten durchweg positiv aus: „Meine Mannschaft hat genau die Entwicklung genommen, wie ich sie mir vorgestellt hatte.“ Dennoch gab es auch beim Erstliga-Absteiger nicht nur Höhepunkte, sondern auch Tiefschläge, Gewinner und Verlierer
Die Gewinner
Leopold Zingerle im Tor, Uwe Hünemeier im Abwehrzentrum, Ron Schallenberg im defensiven Mittelfeld sowie Chris Führich auf der rechten Außenbahn fielen besonders positiv auf. „Mit Uwe hatte in der Form sicher niemand gerechnet“, zeigt sich auch der Coach überrascht. Zingerle ist für den Trainer der „erwartete Rückhalt“, der aber auch vom Abräumer vor der Abwehr profitiert: Ron Schallenberg. Der 22-Jährige ist zweifellos die Entdeckung der ersten 17 Spieltage. Ein Mittelfeld-Trio beschreibt Baumgart als weiteres „starkes Pfund“: Julian Justvan, Maximilian Thalhammer und Svante Ingelsson.
Die Verlierer
Von Sebastian Vasiliadis (ihn ersetzt Schallenberg, der gibt der Mannschaft aktuell mehr Sicherheit), Kai Pröger (Führich ist im Abschluss besser) und Neuzugang Marcel Correia (kann Hünemeier nicht verdrängen) musste man mehr erwarten. Auch Christopher Antwi-Adjei (Sven Michel ist torgefährlicher) kam noch nicht in Fahrt. „Aber niemand ist ein Verlierer“, wehrt sich Baumgart und sagt: „Bei jungen Spielern muss zwischendurch mal die eine oder andere Schraube nachjustiert werden. Das ist ein völlig normaler Karriereverlauf.“
Große Siege
Eine Gala war der 4:0-Erfolg mit dem Doppel-Torschützen Dennis Srbeny beim SV Darmstadt 98 . Im November rückte der SCP damit auf Rang vier vor, die 90 Minuten bewertet Baumgart im Rückblick so: „Sie haben unglaublich viel Spaß gemacht.“ Zur Hinrunde zählt der 49-Jährige auch den DFB-Pokal, besonders den 3:2-Erfolg bei seinem Ex-Klub in Berlin . „Union hat in dieser Saison den BVB und Bayer Leverkusen geschlagen, auch die Bayern konnten dort nicht gewinnen“, sagt er nicht ohne Stolz und fügt hinzu: „Dieses Spiel hat noch mal sehr deutlich gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Bittere Pleiten
Das 0:3 beim VfL Bochum gehört in dieser Kategorie auf Platz eins. Der SCP war im Ruhrstadion das einzige Mal in dieser Spielzeit völlig chancenlos und verlor hochverdient. „Da haben wir sehr klar unsere Grenzen gezeigt bekommen“, urteilt Baumgart und ergänzt: „Der VfL ist uns in der Entwicklung der Mannschaft zwei, drei Jahre voraus. Ebenso Greuther Fürth und mittlerweile auch der HSV.“
Größte Baustelle
Auch wenn Baumgart den Begriff „Baustelle“ gar nicht mag, passt er aber zur Situation: Ob links oder rechts – auf beiden Verteidigerpositionen wackelt der SCP. Links kämpfen der defensiv gute Jamilu Collins und der offensiv bessere Chima Okoroji um den Platz. Auf der rechten Seite hat sich mit Johannes Dörfler ein Umschüler gegen Frederic Ananou durchgesetzt. „Johannes hat in seinen Spielen Licht und Schatten. Aber dafür, dass er dort zuvor nie gespielt hat, macht er es richtig gut“, verteidigt Baumgart seinen Schützling und sagt noch: „Alle vier entwickeln sich noch. Da haben wir viel Potenzial.“
Die Zukunft
Ein Blick in die Ferne ist im Profifußball schwierig. Beim SCP laufen 13 Verträge aus, Baumgart hat damit kein Problem: „Es werden nicht alle die Flatter machen. Und wenn doch mehr gehen, fangen wir eben wieder von vorne an.“ Das klingt, als wenn sich zumindest der Trainer (Vertrag läuft ebenfalls zum 30. Juni aus) schon für den SCP entschieden hat. Auch Leopold Zingerle und Uwe Hünemeier werden wohl bleiben. Sebastian Vasiliadis (Arminia Bielefeld) ist dagegen spätestens am Saisonende weg. Auch Sebastian Schonlau wird sich mit seinen 26 Jahren zumindest ernsthafte Gedanken über einen Wechsel machen, ebenso Christopher Antwi-Adjei. Bei den Leihspielern Chris Führich und Svante Ingelsson besitzt der SC Paderborn eine Kaufoption.
Die Perspektive
Mitten in der Corona-Pandemie ist es problematisch, schon abschließend zu sagen, in welcher Form Profifußball in Paderborn auf Dauer finanzierbar ist. Aktuell lebt der Klub fast ausschließlich von seinen TV-Einnahmen. Die liegen bei etwa 15 Millionen Euro pro Jahr, werden sich aber aufgrund der sinkenden und anders verteilten Medienerlöse auf etwa 12,5 Millionen Euro verringern. Ungewiss ist, wie die Sponsoren die Folgen der Pandemie überstehen. Zudem weiß niemand, ob die Fans wieder die Stadien füllen wie vor der Krise. Es gibt nicht wenige, die eine gewisse Entfremdung erwarten.
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