DSC ist »kein Freund überhitzter öffentlicher Diskussionen«
Tönnies: Arminia, Kreishandwerkerschaft und Bauernverband reagieren
Gelsenkirchen (WB). Clemens Tönnies lässt sein Amt beim FC Schalke 04 nach seinem verbalen Fehltritt für drei Monate ruhen . Danach will der Schalker Aufsichtsratchef zurückkehren. Am Mittwoch hat es unterschiedliche Reaktionen und Stellungnahmen gegeben, unter anderem von Arminia Bielefeld.
Von Westfalen-BlattSeit Anfang Juli ist Tönnies’ Fleischkonzern offiziell Partner des Fußball-Zweitligisten. Am Mittwoch haben sich nach anfänglicher Zurückhaltung nun auch die DSC-Bosse Hans-Jürgen Laufer und Markus Rejeck zum Thema geäußert. In der Stellungnahme des Präsidenten und des Finanz-Geschäftsführers heißt es: »Für den DSC Arminia Bielefeld sind grundsätzliche Werte wie Respekt, Toleranz, Wertschätzung und Fair-Play das feste Fundament für eine sportliche und gesellschaftliche Kultur der Vielfalt, in der für Diskriminierung, Ausgrenzung, Gewalt und Extremismus in jeder Form kein Platz ist.«
DSC: Für Fehler geradestehen, Fehler verzeihen
Mit zahlreichen Projekten und Aktionen setzte sich der DSC »seit jeher mit Leidenschaft und Engagement für den Erhalt dieser Werte und damit für das gesellschaftliche Fundament ein.« Sehr wohl sei Arminia auch »kein Freund überhitzter öffentlicher Diskussionen, die in ihrem Grad der medial künstlich erhöhten Empörungsstufe nahezu jede Verhältnismäßigkeit verloren haben. Denn die Basis für ein friedliches und respektvolles Miteinander bleibt die Menschlichkeit. Kein Mensch ist ohne Fehler. Fehler anzusprechen und für Fehler geradezustehen ist dabei genauso wichtig wie Fehler zu verzeihen und jemandem die Chance zu geben, Fehler nicht zu wiederholen.«
Kreishandwerkerschaft: Tönnies nicht rassistisch erlebt
Zuvor hatte bereits die Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe nach der massiven Kritik an den Äußerungen von Festredner Clemens Tönnies beim Handwerkertag Stellung bezogen. Darin erklärte Hauptgeschäftsführer Peter Gödde unter anderem: »Nicht wir haben diese Äußerung getätigt. Sie wurde lediglich auf unserer Veranstaltung getätigt. Dass jetzt nicht nur wir, sondern sämtliche unserer 1.600 Gäste sich dem Rassismus-Vorwurf ausgesetzt sehen, ist eine Ungeheuerlichkeit. Jeder der Anwesenden wird in der öffentlichen Darstellung in Sippenhaft genommen.« Auch die Darstellung, dass das besagte Statement Beifall bekommen habe, sei unrichtig dargestellt worden. Wer sich die vom Westfälischen Volksblatt online gestellte Tonaufnahme anhöre, höre erst einmal lange keine Reaktion des Publikums, während der Festredner einfach weiterredet. Dann klatschen vereinzelt und leise einige Zuhörer.
»Die Äußerung war diskriminierend, falsch und dumm, daran gibt es keinen Zweifel«, sagt Gödde, »und so haben wir es auch gegenüber der Presse kommentiert. Aber rassistisch? Als rassistisch haben wir weder die Äußerung von Herrn Tönnies, noch Herrn Tönnies selbst erlebt und auch unsere Zuhörer nicht«, so Gödde. Mit dieser Meinung stehe die Kreishandwerkerschaft auch nicht allein da. Sie verweist in ihrer Mitteilung ( hier die Stellungnahme im Wortlaut ) in diesem Zusammenhang auch auf die Aussagen von Ex-SPD-Chef Siegmar Gabriel, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki oder die bei der Rede im Saal anwesenden MdL Daniel Sieveke oder MdB Carsten Linnemann.
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft fordert Signal
In der »verengten Debatte um rassistische Äußerungen von Clemens Tönnies« hat sich auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mit Sitz in Hamm zu Wort gemeldet. Bundesgeschäftsführer Georg Janßen erklärte: »Die rassistischen Äußerungen von Clemens Tönnies auf einer großen öffentlichen Veranstaltung in Paderborn sind nicht zu tolerieren. Auch wenn sich Herr Tönnies mittlerweile dafür entschuldigt hat, muss aber doch gerade in den jetzigen aufgeheizten Zeiten gelten: Wir haben alle Verantwortung für ein solidarisches Miteinander in der Gesellschaft zu tragen und wir haben alle uns gegen jegliche Form des Rassismus zu wehren. Eine besonders hohe Verantwortung tragen diejenigen Personen, die, wie Herr Tönnies, in der Öffentlichkeit stehen.«
Die aktuelle Diskussion um die Äußerungen von Clemens Tönnies sei aber sehr verengt auf seine Funktion als Sportfunktionär geführt. Janßen: »Die Frage, ob er Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Schalke 04 bleiben kann oder nicht, wird der Fußballverein entscheiden. Viel wichtiger wäre es doch, dass Herr Tönnies als größter Schlachthof-Miteigentümer der Tönnies- Unternehmensgruppe mit seinem großen wirtschaftlichen Einfluss auf die gesamte Fleischbranche und seinen Einfluss auf politische Entscheidungsträger ein deutliches Signal setzen muss.« Janßen fordert, dass die zum Teil immer noch sehr schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer, auch gerade der ausländischen Arbeitnehmer und gerade auch der Leiharbeiter in den Schlachthöfen spürbar verbessert werden muss. Zudem spricht er sich für faire Preise für die Arbeit und Erzeugnisse der Landwirte sowie eine faire Entlohnung aller Arbeitnehmer und feste Arbeitsverträge in den Schlachthöfen aus.
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