Beim Pokalspiel im Bielefelder Stadion werden zwei Werder-Fans besonders empfangen Hooligan-Opfer kommen zurück
Bielefeld/Bremen (WB). Wenn heute um 19 Uhr in der ausverkauften Bielefelder Arena das DFB-Pokalspiel DSC Arminia gegen Werder Bremen angepfiffen wird, dann sind zwei besondere Fußballfans im Stadion.

Die Rede ist von den Hooligan-Opfern Malte Kock (29) und Sebastian Weiß (31), die das Spiel ihrer Bremer vor knapp drei Jahren in Bielefeld fast nicht überlebt hätten. Der 29-Jährige aus Lüneburg und der 31-Jährige aus Hamburg kehren erstmals seit dem für sie so entsetzlichen 5. Mai 2012 in das Stadion zurück. »Für mich ist das ein wichtiger Abschluss, so eine Art ausatmen«, sagt Malte Kock. Sebastian Weiß spricht von einem »merkwürdigen Gefühl« und gesteht: »Je näher das Spiel rückt, desto aufgeregter werde ich.«
An jenem Tag, einem Samstag, wurden Malte Kock und Sebastian Weiß nach Abpfiff der Partie Arminia gegen Werder Bremen II beim Rückweg unweit des Bielefelder Stadions von einer Gruppe Hooligans überfallen. Nach der brutalen Attacke mit Tritten gegen die Köpfe schwebte Kock in Lebensgefahr. Zeitweise galt der 29-Jährige als klinisch tot. Ein sogenannter Shunt, der Hirnwasser in den Bauchraum abfließen lässt, erinnert Malte Kock ein Leben lang an diesen Tag.
Heute Abend sind beide Werder-Anhänger Ehrengäste des DSC Arminia. Fans haben für Kock und Weiß Spenden gesammelt. Eine »nennenswerte Summe«, wie DSC-Geschäftsführer Marcus Uhlig verspricht. Denn nach dem Prozess gegen die zehn Täter kam für die Opfer die dicke Rechnung. Phillip G. (23) aus Espelkamp, der wegen seiner Tritte gegen die Köpfe zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt wurde, sitzt bis heute mittellos in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal. Der Mann kann weder die 38 000 Euro Schmerzensgeld an Kock und Weiß noch ihre Prozesskosten für die Nebenklage zahlen. Fast 4000 Euro fordert die Bielefelder Justiz seit Monaten von den Werder-Fans. Beide versichern, nicht gezahlt zu haben. »Ich finde, dass man als Opfer das Recht haben sollte, zu klagen«, meint Kock.
Das heutige Spiel werden die Hooligan-Opfer im Kreis ihrer Freunde verbringen – im Stehplatzblock für die Gästefans.